Wow, da hat Michael noch mal ordentlich Mumm bewiesen. In dieser Ausgangssituation noch mal in beiden Auswärtspartien etwas zu riskieren, war eine sehr mutige Entscheidung. Und sie wurde belohnt. Realistisch gesehen hat er damit die Meisterschaft schon so gut wie eingetütet. Jetzt muss er sie aber auch noch nach Hause bringen. Von daher kann man ihm jetzt noch nicht gratulieren. Aber man muss ihm den verdienten Respekt zollen.
Es ist recht ungewöhnlich, dass in England die Meisterfrage scheinbar bereits vor dem letzten ZAT geklärt zu sein scheint. Aber dafür geht es, wie Nelson es bereits angedeutet hat, dahinter noch recht rund.
Um dahin zu kommen mache ich nun einen kleinen Schlenker und erhelle unsere Liga mal mit meiner ganz eigenen Torrausch-Weisheit, bevor ich zur Analyse der Endspielsituation komme. Ich denke dies ist der richtige Zeitpunkt dafür, da sich in dieser Saison zeigte, dass es scheinbar eine spürbare Veränderung in der Spielweise, der "META" gab. Auswärts-6er sind nicht mehr Tabu. Ich selber hatte sogar erwägt einmal einen "Rauszuhauen", mich aber aufgrund der Situation der ich mich sah dagegen entschieden. Schließlich hab ich am Anfang der Saison mit meinen kleinen Auswärtsattacken unverhofften Erfolg und wollte den nicht verspielen. Herausgekommen ist dann eben eine recht konservative Setzweise, die doch noch vergleichsweise Erfolgreich war. Aber eben auch nur, weil ich von den Attacken der anderen verschont wurde.
Und das ist genau die Analyse die ich hier machen möchte, was zeichnet eigentlich erfolgreiche Trainer aus? Was sind die Faktoren die zum Erfolg führen? Und da würde ich gerne 3 Hauptfaktoren herausstellen, die meines Erachtens die Wichtigsten hier sind. Und ich liste sie in umgekehrter Reihenfolge der Wichtigkeit auf:
1) Der Riecher. Erkenne die Chancen die dir die anderen geben
2) Die Absicherung. Erkenne vor allem, wenn sich dir keine Chancen ergeben. Spiele konservativ, wenn es nötig ist. Du kannst nur dann deinen Riecher zum erfolgreichen Einsatz bringen, wenn du dir nicht die Stabilität verschaffen kannst, die dich in die Situation zum Erfolg bringt.
3) Die Konkurrenz. Du kannst nicht gewinnen, ohne dass dir die anderen auch die Möglichkeit dazu geben.
Und damit kommen wir eben auch zur Gemengelage in der Tabelle. Michael hat in dieser Saison vor allem im letzten der Faktoren punkten können. Ihm wurde ermöglicht, in der Frmede zu punkten. Und er wurde daheim auch kaum angegriffen. Ist das unfair? Ich denke nicht. Michael hat sich über Jahre den Respekt der Liga erspielt und daher wurde ihm eben auch diese Möglichkeit gegeben. Anderen Trainern nicht. Wie es dazu kommt kann man nicht erklären. Wenns erklärbar wäre könnte ja jeder Meister werden. Wirds aber nicht.
Und damit kommen wir zu der (vorgezogenen) Interpretation der Saison. Ich denke dass diese Saison nur ein Vorgeschmack von dem ist, was in den nächsten Jahren in England passieren wird. Ich glaube, dass wir am Beginn einer Neuorientierung stehen. Fakt ist, dass das derzeitige Torrausch-System Heimschwitzer klar bevorteilt. In Pokalen wurde dem durch verschiedene Maßnahmen etwas entgegengewirkt. In den Ligen noch nicht. Aber das muss ja nicht bedeuten, dass die Trainer da mitgehen wollen. Die Auswärts-6 ist ein starkes Mittel, um dieser Taktik doch mal den Riegel vorzuschieben. Klar zu machen: "Das geht so nicht. Das ist eine zu einfache Taktik, sich durch Abschreckung Respekt zu verschaffen. Du kannst meinen Respekt nicht so erzwingen. Und ich bin bereit, mit diesem Zeichen auch meine eigene Saisonbilanz zu gefährden." Heimschwitzer werden nun also nicht mehr einfach so durchgewunken wie es früher der Fall war.
Und einen großen Beitrag zu dieser neuen, selbstbewussten Einstellung hat ein gewisser Andi von Hideta geleisted. Der bewusst etablierte Tabus gebrochen hat. Gezeigt hat, dass es OK ist, eben auch mal voll einen Rauszuhaun. Leider ab und zu auch gegen mich, aber ich gehöre ja auch irgendwie zu dieser alten "Heimschwitzer" Generation. Selbst auch teilweise damit prahlend, an der Entwicklung dieser Taktik damals beteiligt gewesen zu sein. Und ich sehe auch keinen Grund, mich dafür zu rechtfertigen. Ich habe damals die systemischen Vorteile dieses Setzsystems erkannt und genutzt. Auch weil ich selber von mir nicht beanstpruche, den größten aller Riecher zu haben (auch wenn es in dieser Saison eventuell danach aussehen könnte). Da gibts Leute wie mini denen ich in dem Bezug nicht gewachsen bin.
Und ich denke es zeigt sich eben nun eine neue Generation an Trainern ab, die deutlich mutiger agiert als die Etablierten. Und dass diese neue Generation für ihren Mut auch teiweise belohnt wird. Das wird sicher nicht in jeder Saison so sein. Ich rechne damit dass in den zukünftigen Spielzeiten noch mehr durchmischt werden wird. Allerdings eben in einigen Spielzeiten. Und wer zu konservativ spielt wird eben auch ab und zu mal dafür böse abgestraft.
Und ich muss sagen, dass mir das prinzipiell gefällt. Ich mag es, wenn sich der Respekt verdient und nicht erstritten wird. Ich mag es, wenn Risiko belohnt wird. Nicht notwendigerweise weil es besser ist, das Risiko einzugehen. Sondern weil es Wert ist, etwas zu riskieren um Dinge zu bewirken. Und wer Risiko geht, eben auch anderen Chancen ermöglicht.
So wie die Heim-1 am 3. ZAT in dieser Saison mitentscheidend war. Zum einen Bezüglich unseres eigenen Abschneidens - der Titel ist so gut wie weg - aber eben auch Bezüglich des Abschneidens unseres damaligen Konkurrenten. Nämlich dem jetztigen Titelanwärter Michael K. Sicherlich benötigt es mehr als einen billigen Auswärtserfolg gegen einen der Kontrahenten, um Meister zu werden. Der Punkt ist jedoch, dass ihm nur unsere Heim-1 berhaupt die Möglichkeit zu diesem Triumph gegeben hat. Und die hat er sich auch verdient. Denn die bekommt von uns eben auch nicht jeder Gegner in dieser Situation. Gegen Nelson hätten wir die nämlich da sicher nicht gebracht. Und er vermutlich eben auch nicht gegen uns. Was natürlcih auch eine Rolle gespielt hat, denn zwischen Michael und mir ist eine gewisse Tradition niedrigere Resultate entstanden. Das ergab sich irgendwie so. Klar, das ist etwas unfair, wem man diese Möglichkeiten eben gibt - und man sollte es eben auch nicht zu oft machen - aber ich denke viele Trainer unterschätzen ihren Einfluss auf die Erfolge der anderen Teams doch gewaltig. Und jeder sollte sich einfach mal überlegen wem er den Erfolg gönnt und wem nicht. Daraus müssen sich jetzt keine Lieben oder Fehden entwickeln, sondern das darf sich gerne von Saison zu Saison ändern. Das mag jetzt etwas persönlich klingen, aber es ist meiner Meinung nach eine legitime Reaktion auf ein TK-System dass bestimmte Strategien klar bevorteilt. Dass man versucht Trainer zu belohnen die sich nicht dieser Strategien bemühen und jene auch mal etwas abzustrafen, die sich dieser zu ausgeprägt bedienen um Erfolgreich zu sein.
Und damit kommen wir nun zum "Systemsprenger" Andi. Der hat uns ab und zu mal gerne etwas in die Suppe gespuckt. Was auch OK ist. Denn auch wir haben ganz gern mal etwas ausgeteilt. Allerdings muss ich mittlerweile Andi eben einen großen Respekt entgegenbringen. Denn so wie er in Konsequenz sein doch sehr atypische Setzweisen durchzieht hat er vorgemacht, dass gewisse etablierte "Tabus" eventuell doch gebrochen werden dürfen. Und ich denke dass diese letzte Saison aber eben auch die Debatte die ihr vorausgegangen ist ohne die Tatsachen die Andi geschaffen hat, so nicht vonstatten gegangen wäre. Und sich eben dadurch Trainer wie Michael, Da_Masta, The_Game, Mini und Silvan Rudolf ganz oben wiederfinden. Und nicht so sehr die etablierten Größen mit der traditionell erfolgreichen Setzweise. Ich bin da schon die Ausnahme ohne zu Wissen warum eigentlich. Und die stehen da verdient. Mit Da_Masta und Silvan Rudolf stehen uns nun zwei Trainer ins Haus, die trotz einer negativen Tordifferenz lange Zeit mit um den Titel gespielt haben. Und immer noch große Konkurrenz für uns im Kampf um die Internationalen Plätze sind. Es ist uns eine Ehre die Saison mit Duellen gegen diese drei Trainer welche diese Saison so stark geprägt haben abschließen zu dürfen. Auch wenn natürlich auf sportlicher Ebene der Kampf um die Platzierungen hier die Spiele prägen wird, ist das ein sehr schöner Ausklang einer ganz besonderen Saison.
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