Zunächst mal Glückwunsch an Nelson zur Verteidigung der Meisterschaft. Es gibt nicht viele, die das hier in England geschafft haben. Doch damit daraus jetzt keine fortwährende Dominanz wird, versuche ich mal seine Taktik zu entschlüsseln. Das Prinzip seiner Setzweise kann man nämlich recht einfach zusammenfassen: "Niederbomben und Abschrecken"!
Die Grundlage seiner Spielweise ist, in seinen Heimspielen quasi alles niederzubomben, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Soviele Heimtore wie ManU schießt kein anderer (OK, diesmal auch Nottingham, aber die hatten dafür auch die ganze Saison null Auswärtstore, mit Ausnahme des allerletzten Spiels): 79 an der Zahl, das sind ca. 15 mehr als der übliche Schnitt der Liga - und das obwohl diese ohnehin schon sehr Heimtor-lastig ist. Das kostet natürlich, aber diese Kosten halten sich in Grenzen. Da ja quasi jeder weiß, dass Nelson so spielt, versucht kaum einer gegenzuhalten, womit die TK-Kosten pro Heimtor nahe der 0,6 liegen, dank der Tordifferenzbonus. Dazu noch regelmäßige Zeitungsartikel und das beste Start-TK, und schon ist trotz Heimbomber noch kräftig was übrig. Klar, es versuchen trotzdem vereinzelt gegnerische Trainer was, diese Gefahrensituationen muss man überstehen (wie beim 5:4 gegen City). Allerdings ist die Gefahr mit einer A4 überrumpelt zu werden, ohnehin recht gering, wenn man sehr häufig die H5 setzt. Es will sich auch keiner mit ihm anlegen und ihm früh eine A6 reinwürgen. Ergo hat er so bis ZAT10 quasi die lupenreine Heimweste schon fast garantiert - zu hohen, aber moderaten TK-Kosten.
Doch nur Heimbolzer zu sein reicht natürlich noch nicht aus, das versuchen auch andere (siehe Millwall, Nottingham usw.). Der entscheidende Unterschied bzw. Vorteil für Nelson liegt da im TK: Er schreibt regelmäßig Zeitungsartikel und geht mit höherem Start-TK in die Runde!
Dank der super Heimbilanz kann er es sich leisten, auswärts bis Mitte der Rückrunde (ZAT 9 oder gar 10) nur sehr, sehr wenig zu riskieren und nur "sichere" Punkte mitzunehmen, wie z.B. bei einer KI oder bei Villa (die Setzweise von wrongman verstehe ich bis heute nicht und ist m.E. nicht "England-würdig") - und trotzdem im Spitzenfeld der Liga zu bleiben. Einzig die Attacke an ZAT 4 fällt aus der Reihe (4:3 in Bolton), das war aber auch das einzige "Risikospiel" von ManU der kompletten Saison, auf das sich Nelson eingelassen hat. Dadurch dass auswärts bis (mindestens) Mitte der Rückrunde so gut wie nie was riskiert wird, bleibt das Rest-TK die ganze Saison immer überdurchschnittlich, ein nicht zu unterschätzendes Abschreckpotential. Und gerade im Saisonendspurt ein klarer Vorteil. Dazu kommt - dank des Heimbombers der Nation - ein Wahnsinns-TV, das quasi einem Zusatzpunkt gleichkommt.
Möglich werden Titel bei dieser Taktik aber erst, weil die englische Liga extrem ausgeglichen ist. D.h. es reichen wie in dieser Saison mitunter schon 4 Siege über Soll zum Gewinn der Meisterschaft. Da sind andere Ligen tatsächlich um ein Vielfaches "härter". In Italien z.B. habe ich auch Spieler, die so ähnlich spielen oder gespielt haben. Dort reicht diese Taktik aber regelmäßig "nur" zu einer EC-Platzierung, also irgendwas zwischen Rang 3 und 6 und nur in absoluten Ausnahmefällen gelingt damit mal eine Meisterschaft.
Wichtig ist dann natürlich noch ein zu dieser Spielweise "passender" Spielplan. Also der eine oder andere Sparringspartner in der Hinrunde, wo man Auswärtspunkte mitnehmen kann, um so "billig" oben dran zu bleiben. Und ein möglichst gemütliches Saisonende ohne die ganz großen TK-Monster. Insbesondere darf es keinen geben, der einem zum Schluss eine A6 oder gar eine A7 reinwürgt. Dann - und nur dann - können wie bei Nelson gerade mal 4 Auswärtsattacken ausreichen, um am Ende den Titel zu holen! Weil sich eben alle anderen gegenseitig zerlegen ...
Btw: Wo wir gerade beim Thema "Glück" sind: Nelson konnte es sich aufgrund des besseren TV im Verhältnis zu DaMasta ja zum Schluss leisten, sein TK nur auf 3 Spiele zu verteilen (und diese somit sicher zu gewinnen), während Tottenham somit in allen Spielen punkten musste. Diese "Punktgleichheit" mit Tottenham gelang ihm aber letztlich nur, weil er am Ende der Hinrunde gegen Sheffield einen Punkt "geschenkt" bekommen hat. Ansonsten wären mit 4 Auswärtsangriffen nämlich die geholten 13 Auswärtspunkte gar nicht möglich gewesen. DaMasta dagegen musste sich ebenjenen Punkt beim 4:4 (ebenfalls in Sheffield) sauer verdienen. Auch das ein glücklicher Umstand zugunsten von ManU. In Summe hat da also alles zusammengepasst bei Nelson, es gab nicht einen Querschläger. Nur: Soviel Dusel (sorry, so sehe ich es halt ;-)) hat man nicht in jeder Saison! Vorne mitspielen wird er natürlich auch in Zukunft, eine langanhaltende Dominanz oder gar einem Abo auf den Titel sehe ich da aber nicht auf uns zu kommen. Da war Bataan schon eine ganz andere Hausnummer, der hat damals die gegnerischen Zugabgaben zehn Meilen gegen den Wind gerochen.
PS: Hier noch der Vergleich zur Halbzeitbilanz!
1.(+/-0) Manchester United FC 70 (+4,8) Pkt
2.(+1) Arsenal FC 68 (+5,1) Pkt
3.(-1) Tottenham Hotspur FC 65 (+/- 0) Pkt
4.(+2) West Ham United FC 65 (+5,6) Pkt
5.(+3) Brighton & Hove Albion 62 (+3,6) Pkt
6.(+6) Leeds United AFC 61 (+5,7) Pkt
7.(+/-0) Blackburn Rovers FC 58 (-0,9) Pkt
8.(+5) Newcastle United FC 58 (+3,0) Pkt
9.(+2) Wolverhampton Wanderers FC 57 (+1,5) Pkt
10.(-6) Manchester City FC 57 (-5,3) Pkt
11.(+4) Millwall FC 56 (+1,7) Pkt
12.(-3) Liverpool FC 55 (-3,3) Pkt
13.(+1) Middlesbrough FC 54 (-0,6) Pkt
14.(+2) Sheffield Wednesday FC 54 (+0,3) Pkt
15.(+2) Everton FC 53 (+0,9) Pkt
16.(-11) Bolton Wanderers FC 52 (-8,0) Pkt
17.(-7) Chelsea FC 52 (-5,6) Pkt
18.(+/-0) Nottingham Forest FC 48 (-1,1) Pkt
19.(+1) Norwich City FC 44 (+7,1) Pkt
20.(-1) Aston Villa FC 28 (-13,5) Pkt
Angegeben ist in Klammern die Verbesserung bzw. Verschlechterung im Vergleich zur Halbzeitprognose (sowohl bei den Plätzen als auch bei den Punkten).
Das beste Rückrundenteam war Norwich - Artyhhat bei Norwich somit eine phänomenal gute Rückrunde gespielt. Der Abstieg war zwar nicht mehr zu vermeiden, aber die Bilanz war imponierend. Er war sogar der beste Spieler der ganzen Liga. Die nächstbesten waren Leeds und Arsenal ... ebenfalls keine etablierten Trainer, sondern junge Wilde - da deutet sich eine starke Konkurrenz am Horizont an, find ich super. Bitte die drei unbedingt in England halten, solche Rohdiamanten brauchen wir hier!
Die schlechtesten Teams waren dagegen Villa (wenig überraschend ;-)) sowie Bolton (die Heim-0er waren halt saudämlich), Chelsea (oha - geradeso gerettet, unser Haudegen muss in Zukunft aufpassen) und City (katastrophaler Schlussspurt für Michael K an den letzten 3 ZATs).
Btw: Die Taktik von Andi, schon am vorletzten ZAT quasi alles rauszuhauen, fand ich persönlich übrigens absolut legitim und sogar sehr clever. Die so geholten 9 Punkte an den letzten beiden ZATs wären mit "normaler" Setzweise kaum drin gewesen. Und der Erfolg gibt Newcastle ja auch recht, ihm wird im (ungeliebten) Pokal die erste Runde erspart. Ich selbst hab in Holland das auch schon mal versucht (deutlich erfolgloser), im Pokal hab ich diese Saison letztlich auch nichts anderes gemacht - und es ist auch nicht so selten. Klar ist es wettbewerbsverzerrend, aber das sind die TK-Monster am Ende auch - und da meckert keiner mehr drüber, da haben sich alle dran gewöhnt. M.E. gibt es andere Setzweisen, die man hinterfragen könnte. Z.B. erschließt sich mir beim besten Willen nicht das 7:0 von Sheffield gegen Newcastle oder auch die Heim-Nullen von Bolton an ZAT 10+11 trotz gutem Rest-TK. Aber auch das ist taktisch zwar merkwürdig und nicht unbedingten optimal für den eigenen Vereins gesetzt, aber trotzdem noch absolut regelkonform und insofern unkritisch. Das muss eine Liga halt aushalten ...
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